Performance as delegation
Mit einem Jahresumsatz von 7734 Millionen Euro im Jahr 2016 ist Hapag-Lloyd einer der größten Containerfrachtführer der Welt. Seine Geschäftstätigkeit ist in erster Linie die Logistik. Das große Transportunternehmen hat seinen Sitz in Hamburg. Im Jahr 2012 hielt die Stadt Hamburg selbst fast 37 Prozent der Anteile an dem Unternehmen. Damit ist die Hamburger Bürgerschaft einer der Haupteigentümer des Unternehmens.
Indem ich den Namen des Unternehmens auf Edward Lloyd zurückführe, der 1688 in London ein Kaffeehaus eröffnete, werfe ich einen Blick auf die Verflechtung einer Praxis moderner Staatsbürgerschaft mit choreografisch-logistischen Formen der Entführung von Körpern und gewaltsamen Extraktion von Ressourcen nachzudenken. Dafür zeichne ich die gleichzeitige Entstehung von Orten und Praktiken wie dem Kaffeehaus, der liberalen Öffentlichkeit, aber auch von logistischen Formen der gewaltsamen Entführung und des Transports von Menschen im transatlantischen Sklavenhandel nach, die wiederum mit neuen Formen der Finanzspekulation verbunden sind.
Um diese Verflechtungen begrifflich zu erfassen, denken ich in meinem Essay Performance as Delegation: Citizenship in ‘Lloyd’s Performance’ über den Begriff der delegierten Performance und ihre spezifische Bedeutung innerhalb einer modernen Praxis der Staatsbürgerschaft nach.

Frischkorn, Moritz (2019). Performance as Delegation: Citizenship in ‘Lloyd’s Assemblage’. In: Hildebrandt, P., Evert, K., Peters, S., Schaub, M., Wildner, K., Ziemer, G. (eds) Performing Citizenship. Performance Philosophy. Palgrave Macmillan, Cham.