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Moritz Frischkorn
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I.
THE AGENCY OF THINGS
II.
Logistical
Choreographies
III.
Reconstructing History
Walk Read
Strang 1 ● The Agency of things
I.
The Agency of Things
II.
Logistical
Choreographies
III.
Reconstructing
History
You did it ...
Moritz Frischkorn

Moritz Frischkorn arbeitet seit 2014 als Choreograph, Performer, Dramaturg, Kurator und Theoretiker im Feld zeitgenössischer darstellender Kunst. Er produziert recherchebasierte, interdisziplinäre Projekte, die in unterschiedlichen Medien veröffentlicht werden (Performances, Publikationen, Ausstellungen). Seine künstlerische Praxis beschäftigt sich mit Choreographien von Dingen und ihren sozialen und politischen Dimensionen. Zentraler Aspekt ist zugleich die fortlaufende Inventarisierung der eigenen Privilegien. Im März 2021 promovierte Moritz Frischkorn an der HafenCity Universität Hamburg mit einer Arbeit zum Thema „More-Than-Human Choreography“, die im Frühjahr 2023 beim transcript Verlag veröffentlicht wird. Zusammenarbeiten verbinden ihn unter anderem mit Manon Santkin, Maria F. Scaroni, Vladimir Miller, Ellen Blumenstein, Kat Austen, Lea Moro, der geheimagentur und dem FUNDUS Theater. Er unterrichtet im MA Performance Studies an der Universität Hamburg, der HAW Hamburg, bei a.pass (Brüssel), an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Neben seiner Arbeit als Choreograph veröffentlich Moritz wissenschaftliche Artikel und Reportagen (zuletzt im Magazin FUTUR ZWEI der taz).



Die Erstellung dieser Webseite wurde gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Hilfsprogramm DIS-TANZEN des Dachverband Tanz Deutschland.

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The Agency of Things
STRANG 1

Was können Dinge tun und welche Handlungsmacht kommt der nicht-organischen Materie zu? Oder, anders gefragt: Auf welche vielfältigen Arten und Weisen sind wir von den uns umgebenden Alltagsgegenständen, Architekturen, den Pflanzen, Tieren und Mineralien unserer Leben, unserer Häuser und technischen Geräte abhängig?

Seit dem Anfang meiner künstlerischen Tätigkeit setze ich mich mit diesen Fragen auseinander. Meine Praxis besteht vor allem darin, choreografische und performative Experimentalanordnungen zu kreieren, in denen die Ko-Dependenzen von Menschen und Dingen auf und über die Bühne heraus sichtbar und erfahrbar gemacht werden können.

Im Herbst 2014, während ich noch studiere, sitze ich mit meiner Kollegin und Freundin Heike auf ihrem Balkon. Ich erzähle ihr von Bruno Latour und von den Fragen, die sich mir im Anschluss an meine Lektüre von ‘Das Parlament der Dinge’ stellen. Wir fragen uns, was das heißt: dass Dinge politisch sind? Und fragen uns, ob Dinge nicht auch in sozialen und politischen Umbruchsituationen ihre Handlungsmacht ausspielen…

The book of all things (Text)

Plötzlich hat Heike einen entscheidenden Einfall: Protestieren nicht genau in diesem Moment, während wir auf dem Balkon Bier trinken und rauchen, junge Menschen in Hongkong gegen den Einfluss der chinesischen Zentralregierung? Und werden diese Proteste nicht auch als ‘Umbrella Movement’ bezeichnet?

Ein ganz gewöhnliches Ding - der Regenschirm - wird dort umfunktioniert: Um 90 Grad nach vorne gedreht, soll er nicht mehr gegen Regen oder Sonne, sondern gegen den unverhältnismäßigen Einsatz von Pfefferspray und Tränengas durch die Polizei schützen. Der Regenschirm ist vom bürgerlichen Accessoire zu einer Abwehrwaffe geworden.

Das Nach-Vorne-Wenden des Regenschirms stellt zugleich eine neue choreografische Anordnung her: Die Massen der Protestierenden hinter ihren schwarzen Regenschirmen gleichen dem Hoplitenheer der antiken Griechen, einem zentrales Beispiel für die körperlich-choreographische Konstitution von Gleichheit in der jungen attischen Demokratie.

Im Folgenden beginne ich, zusammen mit einem größeren Team, über die Frage nachzudenken, wie die Handlungsmacht von Objekten in sozialen Protesten auf der Bühne in eine sinnlich-choreografische Form gebracht werden kann. Zentrales ästhetisches Referenzobjekt wird dabei die Barrikade:

Barricades and Dances (Tanz)

Im Folgenden beginne ich, die politische Dimension einer Handlungsmacht der Dinge über spezifische Protestsituationen hinaus theoretisch zu reflektieren. Das Graduiertenkolleg ‘Performing Citizenship’ an der HafenCity Universität in Hamburg, in dem ich ab Januar 2015 eine Dissertation erarbeite, bietet mir dafür einen wichtigen Resonanzraum.

Wichtiger Ausgangspunkt ist dabei der Begriff der Performance: Wenn unter Performance nicht nur eine Kunstform, sondern auch ein Modus der Produktion von Subjektivität in körperlichen Handlungen und Sprache verstanden wird, so wird sie oft als Form der Selbstpräsentation rationaler Subjekte unter Einflussnahme sozialer und gesellschaftlicher Normen begriffen.

Anders gesagt: In und als Performance tritt ein selbstbewusstes Ich auf, das sich in Handlungen und Sprache als welt-gestaltendes, autonomes Subjekt behauptet. Müsste dieser Modus der Selbstpräsenz und Autonomie aber nicht radikal in Frage gestellt werden? Sind nicht auch Performances abhängig von einer materiellen Umgebung, von heterogenen Gefügen, deren Handlungspotentiale sie übernehmen, ausleihen und aneignen?

Was aber bedeutet diese Reflektion über die vielfältigen Rahmenbedingungen von Performances, d.h. die Erinnerung an die unzähligen vergessenen Körper und Dinge, die an jeder Performance mitwirken, für eine Reflektion über Bürgerschaft? Die Antwort auf diese Frage ist folgender Text:

Performance as Delegation (Text)

Eine ganz besondere Form der kollektiven (Non-)Performance von Bürgerschaft lerne ich in Zusammenarbeit mit der geheimagentur und Sibylle Peters im Rahmen eines Projektes kennen, das wir im Jahr 2017 und 2018 durchführen, und bei dem wir gemeinsam mit einer Gruppe von Geflüchteten eine Business School für Gebrauchtwarenhandel eröffnen.

In diesen Jahren tobt auf St. Pauli in Hamburg ein ungesehener Kampf zwischen westafrikanischen Geflüchteten und der Polizei. Aufgrund rassistischer Stereotype werden schwarze Menschen in St. Pauli kriminalisiert, verhaftet und aus dem Stadtbild vertrieben. Sie werden, wie schon auf ihrer gefährlichen Passage über das Mittelmeer, auf den Status von Dingen reduziert, als nicht vollständig menschlich betrachtet.

Dabei sind es u.a. diese Menschen - aus Ländern wie Gambia, Ghana oder Nigeria - die uns etwas über die Verknüpfung von Dingen und Menschen in globalen Handelsströmen erzählen könnten. Wie ich von Sibylle lerne, haben viele der neu in Hamburg angekommenen Menschen Expertise im Gebrauchtwarenhandel. Gemeinsam gründen wir eine künstlerische Initiative, die in globale Handelsströme interveniert und dabei versucht, Handlungsmacht von großen, westlichen Firmen hin zu selbst-mandatierten, multi-ethnischen Kollektiven zu verschieben:

African Terminal (Performance)

An der Basis eines westlichen Selbstverständnis von Bürgerschaft, Subjektivität und Autonomie steht eine Verdrängungsleistung. Im Namen einer unmöglichen Unabhängigkeit und gewaltvollen Souveränität sowohl über den eigenen, als auch über diejenigen Körper, denen der Status eines Subjekts abgesprochen wird, weil sie nicht weiß, nicht männlich, nicht heterosexuell, oder vermeintlich nicht menschlich sind, werden dabei die Grundbedingungen von Zusammenleben, s.h. die fundamentale Abhängigkeit jedes Körpers und die soziale Kraft des Kollektivs unsichtbar gemacht.

Müsste dann nicht eben jener Mechanismus zur Sprache gebracht und analysiert werden, der diese Verschleierung erlaubt und perpetuiert? In vielfältigen Gesprächen mit Kolleg*innen und basierend auf verschiedenen theoretischen Lektüren komme ich in der Folge zur Überzeugung, dass es gerade der Arbeitsbereich der Logistik ist, der heute diese fortwährende Verschleierung von neo-kolonialen Gewaltverhältnissen möglich macht.

Logistik ist dabei der Mechanismus, so formuliere ich es für mich selbst, der mein eigenes Privileg immer wieder herstellt, der aber dabei zugleich die Grundbedingungen dieser Reproduktion von Privilegien, d.h. die fortlaufender Umweltzerstörung und neo-koloniale Ausbeutung von Arbeitskraft, unsichtbar macht. Logistik, so schreiben es die Theoretiker Fred Moten und Stefano Harney, ist zugleich ein Modus von Handlung und Organisation, der die Handlungsmacht der Dinge abgeschöpft, während diese zugleich auf den Status von Objekten reduziert werden.

Ganz zu meinem eigenen Erstaunen bezeichnet sich dabei die Logistik selbst als eine Form der Choreografie. Es ist also eine bestimmte Art der Choreographie, die Dinge ihrer Handlungsmacht beraubt. In der Folge widme ich mich den Materialbewegungen, die globale Logistik herstellt und managt, und ihren sozialen, politischen und affektiven Effekten:

The Great Report (Performance, Tanz, Installation)

Während ich meinen künstlerischen und theoretischen Studien zum Arbeitsfeld der Logistik weiter nachgehe, kommt eine ganz anders gelagerte Einladung auf mich zu. Während des ersten Lockdown im Frühjahr 2020, verbindet mich meine Kollegin Jeanne Vogt mit der Crespo Foundation in Frankfurt, die nach einem Choreographen und Autoren sucht, der einen Hörspaziergang zu einem Text der deutschen Autorin Marion Poschmann entwickelt.

In ihrem Essay Laubwerk geht die Autorin ihrer Intuition nach, dass gerade Bäume in der Stadt ein Indikator für das Zusammenleben von Menschen und ihrer natürlichen Umgebung sind. Das zunehmend rote Laub der Bäume, die immer stärker unter Hitze und Abgasen leiden, wird als ästhetisches Phänomen wie als Indikator für unser aus dem Gleichgewicht geratenes städtisches Ökosystem gedeutet.

Ich frage mich: Welche Handlungsmacht kommt den Bäumen zu? Können sie uns, jenseits eines rationales Verständnis oder genauer wissenschaftlicher Betrachtung, auf intuitive Art und Weise anziehen und beeinflussen? Welches choreografische und körperliche Verhältnis entsteht dadurch zwischen Mensch und Baum?

Die Anziehungskraft der Bäume (Audiowalk)

Meine eigenen Reflektionen zu einer Handlungsmacht der Dinge, und wie dieses durch unterschiedliche choreografische Prinzipien entweder zum Tragen kommen oder unsichtbar gemacht werden kann, habe ich ausführlich in meiner Dissertationsschrift ‘More-Than-Human Choreography’ aufgeschrieben.

Bäume kommen dabei nur am Rande vor, aber mein zentraler Gedanke ist Folgender: Wie wir uns mit Dingen zusammen bewegen, d.h. die Struktur und Modalität gemeinsamer Bewegungsgefüge, entscheidet darüber, ob wir ihre Handlungsmacht wahrnehmen und empfinden können, und damit auch über die Art und Weise wie wir mit Dingen zusammenleben. Eine andersartige, materielle Lebenskunst bezeichne ich dabei als ‘Mehr-als-menschlichen Choreografie’.

More-Than-Human Choreography (Text)

Heute verstehe ich vielleicht weniger als zu Beginn meiner Auseinandersetzung mit der Handlungsmacht der Dinge. Im Jahr 2014 war ich noch der Überzeugung, dass wir Übungen erfinden sollten, in denen wir uns den Dingen anähneln, so dass wir unsere eigene, vermeintlich potentere Position aufgeben können.

Heute denke ich, dass ein Aufgeben der eigenen Handlungsposition, der eigenen agentiellen Fähigkeiten nicht so leicht möglich und vielleicht gar nicht wünschenswert ist. Eine einfache Antwort auf die Frage danach, wie wir nachhaltige Lebensverhältnisse in komplexen, vielfältigen Ökosystemen herstellen können, gibt es nicht.

Vielmehr sind wir dazu gezwungen, die eigene Position immer wieder in Frage zu stellen. Wir müssen die strukturelle Gewalt, die mit dieser Position verbunden ist, analysieren. Und wir müssen uns zugleich fragen, wieso wir genau eben diese Gewalt immer wieder begehren, wieso unsere Affekte auf Logistiken beruhen, die eben diese Gewalt perpetuieren…

Choreography of Logistics
Strang 2

Im Jahr 2017 lädt mich meine Kollegin Sibylle Peters ein, an einer Reihe von Projekten des von ihr gemeinsam mit weiteren Künstlerinnen betriebenen Performance-Kollektivs geheimagentur teilzunehmen. Immer geht es dabei um den Hamburger Hafen, und um die Frage: Was bedeutet es Bewohner*in einer Hafenstadt zu sein?

Zugleich weist Sibylle mich auf eine Werbung des amerikanischen Logistik-Giganten UPS hin. Im Bezug auf die 2010 lancierte Werbekampagne ‘We Love Logistics’ sagt die damalige Marketingmanagerin folgenden Satz: “We love logistics, its precision, its epic scale. Our customers count on us to choreograph a ballet of infinite complexity played across oceans, borders and skies.”

Was aber bedeutet die Metapher einer logistischen Choreographie? Wieso eignet sich hier ein großes Logistikunternehmen das Vokabular des Choreographischen an? Und steckt hinter dieser Aneignung mehr als die bloße Verschleierung der eigenen Gewalt? Um diesen Fragen nachzugehen, arbeite ich ab dem Jahr 2017 zunächst ganz praktisch mit Logistik-Expert*innen zusammen. Gemeinsam versuchen wir alternative Lieferketten aufzubauen:

African Terminal (Performance)

Neben der praktischen Arbeit im Hafen wird auch die choreografische Auseinandersetzung mit Logistik immer wichtiger. Wenn Logistik selbst eine Form der Choreografie ist, die bestimmte Schnitte und Sortierungen (zwischen Crew und Cargo, Mensch und Ding, Subjekt und Objekt) immer wieder neu vornimmt, welche Modi der körperlichen Auseinandersetzung mit diesem choreografischen System gibt es dann?

Eine körperlich-affektive Auseinandersetzung mit Logistik scheint umso wichtiger, als logistische Infrastrukturen unsere sinnliche Wahrnehmung und ihre Verarbeitungskapazitäten zu überschreiten scheinen. Dem Erhabenen nicht unähnlich, sind große Hafenanlagen oder Containerschiffe mit bloßem Auge nicht zu erfassen. Die Ausdehnung und Komplexität globaler Lieferketten entzieht sich auch unserer Vorstellungskraft.

Welche Modi der Annäherung an logistische Bewegungen sind also möglich? Können bestimmte somatische Techniken umgedeutet werden, um sich in Warenbewegungen auf dem Meer einzufühlen? Und wie können diese somatisch-intuitiven Zugänge um moderne, digitale Verfahren erweitert werden?

Choreologistics (Installation, Website)

Expanded choreography between logistics and entanglement

Neben der theoretischen und tänzerischen Erforschung von logistischen Bewegungen und Systemen, wird zugleich die empirische Recherche immer stärker Teil meiner künstlerischen Praxis. Je mehr ich mich mit Logistik, mit dem Hafen und ihren Auswirkungen auf das Leben unterschiedlicher Menschen beschäftige, desto weniger scheint mir eine rein ästhetische oder theoretische Herangehensweise noch gerechtfertigt.

Basierend auf meiner Erfahrung im ‘African Terminal’ beginne ich deshalb, ein großes Rechercheprojekt zu planen, das sich mit unterschiedlichen Materialbewegungen auseinandersetzt, die mich mit unterschiedlichen, teilweise weit entfernten Orten und Ökosystemen in Verbindung bringt.

Meine Ausgangsthese ist: Wenn die Logistik der ungesehene Mechanismus ist, der meine Privilegien aktualisiert indem er strukturelle Gewaltverhältnisse perpetuiert, kann eine narrative Analyse dieser Strukturen, d.h. ein Nacherzählen logistischer Verbindungslinien, eine andere Form der Empathie mit denjenigen Menschen und Orten eröffnen, die unter der Struktur globalen Handels leiden?

Delta Christmas Trees (Text)

Über das bloße Nacherzählen und Recherchieren hinaus eröffneten sich weitere künstlerische Fragen: Logistik als choreografische Modalität und weltumspannende Struktur, wie kann sie körperlich spürbar gemacht werden? Als unsichtbarer Mechanismus, der sich zugleich in unser aller Leben schleicht, einem Gespenst oder Geist gleich, wo finden, sehen oder spüren wir Logistik? Vor allem aber: Welche Affekte produziert die Logistik?

Meiner Ansicht nach sind das vor allem zwei Affekte: Einerseits die lustvolle Selbstüberhöhung eines imaginierten Subjekts jenseits von Schwerkraft, Bodenhaftung und Reibung. Hier spielen Fantasien von unendlicher Geschwindigkeit, gottgleicher, instantaner Verarbeitung von Informationen und totaler, aber müheloser Kontrolle eine wichtige Rolle.

Andererseits ist die Logistik mit dem Affekt der Wut und Trauer verbunden. Als unendliche Maschine und Möglichkeit totalen Kontrolle und Regierung jeglicher Bewegung unterwirft sie lebendige und tote Materie, stellt eine Art globalen Bürgerkriegszustand her. Um der Gier nach immer mehr Geschwindigkeit, nach der endlosen Wiederholung der immergleichen Konsumgesten zu entkommen, ist emotionale Arbeit notwendig:

Eine bestimmte Konzeption des Subjekts, die illusorische Fantasie von Autonomie, Souveränität, Selbstpräsenz und ihre gewaltvollen Effekte können wir zunächst nur betrauern. Liegt in der Trauer möglicherweise ein Weg, der immergleichen Performance eines Selbst zu entkommen, dass nicht anders kann als sich selbst zu überholen und seine Umwelt zu unterwerfen?

The Great Report (Performance, Tanz, Installation)

Nachdem ich mich einmal der Untersuchung logistischer Choreografien und ihrer Effekte verschrieben hatte, schien ich eine Weile lang in einem wuchernden Geflecht von Referenzen, Fragen und Orten gefangen zu sein. War ich selbst zum Opfer meiner eigenen Hybris geworden, indem ich versuchte, das Netz aller Verbindungslinien zu zeichnen und die zugrundeliegende Logik totaler Konnektivität zu ergründen? Wieso die Karte aller logistischen Verbindungen zeichnen?

Habe ich dabei nicht die Kraft von Versorgung, Sorge und Sorgfalt im Umgang mit den Dingen vergessen? Welche Kraft wohnt dem Hafen inne, wie kann dieser selbst zu einem Motor für Solidarität werden? Genau diesen Fragen bin ich Sommer 2021 und 2022 mit einer Gruppe von libanesischen und deutschen Künstler*innen nachgegangen, die sich mit dem Verhältnis der beiden Hafenstädte Hamburg und Beirut beschäftigen:

Port Fiction (Website, Performance)

Die Choreographie der Logistik, von der ich zunächst dachte, sie wäre immer die Fantasie eines totalen Überblicks, einer reibungslosen Animation aller lebendigen und nicht-lebendigen Körper, so weiß ich jetzt, existiert nur auf Grund der Brüche, der Reibungsverluste und Übersetzungen, die sie ständig zu optimieren sucht.

Einerseits ist die Logistik das Feld, das es zu untersuchen gilt, wenn wir unsere Emotionen zu verstehen suchen. Logistik produziert Affekte. Aber auch unsere Affekte und Emotionen sind Ausdruck bestimmter Logistiken. Sie sind produziert, ihre Produktionsbedingungen können und müssen untersucht werden.

Andererseits eröffnet gerade die Logistik ein Feld wilder Spekulationen. Gegen Tendenzen der zunehmenden Berechnung und vorausschauenden Planung möglicher Zukünfte, versuche in meiner eigenen Praxis unwahrscheinliche Geschichten zu setzen, die andere infrastrukturelle Realitäten und Modalitäten para-logistischer Solidarität imaginieren…

Reconstructing History
Strang 3

Jakob K. / Eins

Jakob K. / Der Neue Mensch (Performance)

Jakob K. / Farben (Performance, Ausstellung)

Chasing Red (Audiowalk, Installation, Ausstellung)

Port Fiction (Website, Performance)

The Logistics of Affect (Strang 4)

Auf Zucker (Performance)

Jakob K. / Der Neue Mensch (Performance)

Logistics of Paradise (Film, Text)

Chasing Red (Audiowalk, Installation, Ausstellung)

Artistic Research Methodologies (Strang 5)